In der Mutterkuhhaltung wächst das Kalb bei seiner Mutter in der Herde auf und trinkt Muttermilch. Oft ist auch ein Stier – der Vater der Kälber – mit von der Partie. (Foto: zVg)
Als Mitglied von Mutterkuh Schweiz kann ich Ihnen nur «unsere» Zahlen nennen. Ende 2022 gab es in der Schweiz rund 3200 anerkannte Fleischrassenstiere und rund 100 000 anerkannte Mutterkühe.
Die Farbe Rot als solches löst beim Stier keine Aggressivität aus. Zumal Rinder, dazu gehören Stiere, Kühe und Kälber, Rot – im Gegensatz zu anderen Farben – schlecht sehen. Was bei den Tieren für Aufmerksamkeit sorgen kann, sind die Bewegung sowie der Kontrast des Tuches.
Was dort Tradition ist, ist bei uns unvorstellbar.
Früher gab es in vielen Dörfern einen gemeindeeigenen Zuchtstier, einen sogenannten Munizipalstier, der ausgelehnt werden konnte. Daher kommt wohl der schweizerdeutsche Begriff Muni.
Es gibt verschiedene Arten, wie Züchterinnen und Züchter die Namen zusammensetzen. Der Anfangsbuchstabe kann sich nach dem Vater, der Mutter, dem Muttervater oder dem Namen des Züchtenden respektive des Zuchtbetriebs richten. Das «P» steht für genetisch hornlos. Der obenstehende Name bedeutet also, dass der Stier «DOLOMITE» vom Zuchtbetrieb «Hospice» kommt und von Natur aus keine Hörner hat.
Ob ein Züchter ein Stierkalb zur Zucht heranzieht, hängt von ganz vielen Faktoren ab. Beispielsweise von der Abstammung, seinen Eigenleistungen, der Nachfrage am Markt, den Charaktereigenschaften sowie den Platz- und Zeitverhältnissen des Zuchtbetriebs.
In der Mutterkuhhaltung steht Natursprung an erster Stelle, beim Milchvieh hingegen die künstliche Besamung.
Eine künstliche Besamung setzt sich aus zwei Kostenträgern zusammen. Zum einen aus der Dienstleistung der Samenübertragung, die rund 30 Franken kostet, zum andern aus der Genetik, also dem Sperma, das zwischen 12 und 120 Franken kostet.
Heutzutage werden viele Wanderwege mit grossem Aufwand ausgezäunt. Da die Kuhweiden jedoch der natürliche Lebensraum unserer Kuhherden sind, kann es vorkommen, dass auch mal ein Stier mitläuft.
Zum Glück gibt es selten Unfälle mit Stieren. Aber jeder Unfall ist einer zu viel.
Das sind zwischen 1000 und 1200 Kilogramm.
Ein ausgewachsener Angus-Stier bringt 1000 bis 1200 Kilogramm auf die Waage. (Foto: zVg.)
Am 96. Stierenmarkt für Fleischrinderrassen erzielten die verkauften Stiere einen Durchschnittspreis von 5800 Franken.
Ein Stier hat sehr viel Kraft. Der Nasenring ist ein Hilfsmittel, das den Umgang und das Handling mit den Tieren, zum Beispiel bei einem Ortswechsel, sicherer macht. Ein Stier darf aber nie am Nasenring angebunden werden. Gemäss Tierschutzverordnung müssen Stiere über 18 Monate einen Nasenring tragen. Auf den Nasenring kann verzichtet werden, wenn vor einer Ortsänderung oder vor der Schlachtung die Stiere vorwiegend im Freien in einer Herde oder in Laufställen als Gruppe gehalten wurden. Und wenn spezielle Vorkehrungen für einen sicheren Transport und einen sicheren Auslad getroffen werden. Der Nasenring ist vergleichbar mit einem Nasenpiercing beim Menschen. Dieses verursacht keinen Schmerz, ausser, es wird daran gezogen.
Das Scharren ist eine Drohgebärde, die man ernst nehmen muss. Dieses Verhalten zeigen übrigens auch Kühe.
Ein ausgewachsener Stier kann gegen zwölf Kilogramm Heu fressen.
Je nach Rasse sind sie gehörnt oder natürlich hornlos. Bei gehörnten Rassen tragen aber nicht nur die Stiere Hörner, sondern auch die Kühe.
Dieser Ausdruck wird umgangssprachlich für einen Besamungstechniker verwendet, der die künstliche Samenübertragung beim Rind vornimmt.
Die meisten Schwinger verkaufen den Muni an einen Betrieb, auf dem der Stier in der Zucht zum Einsatz kommt.
Bis zu zehn Jahre alt. Es gibt aber auch Tiere, die deutlich älter werden.
Stiere, die bezüglich Leistung und Abstammung die gewünschten Grundvoraussetzungen mitbringen, werden von den Zuchtbetrieben selektioniert und halfterführig gemacht. Am Auktionsort werden sie dann von einem Experten linear beschrieben. Das heisst, dass verschiedene Merkmale wie zum Beispiel Grösse, Länge oder Bemuskelung mit Zahlen bewertet werden. Mit dem Auktionator wird ein Mindestpreis festgelegt. An der Auktion können die Käuferinnen und Käufer ab dem Mindestpreis in Hundertfrankenschritten bieten, bis der Meistbietende den Zuschlag vom Auktionator erhält. Bei unseren Fleischrinderauktionen kann man vor Ort und auch online mitbieten.
Jedes Rindvieh muss in beiden Ohren je eine Ohrmarke tragen. Auf dieser Ohrmarke ist die sogenannte TVD-Nummer zu finden. TVD steht für Tierverkehrsdatenbank. Dort ist registriert, auf welchem Betrieb sich das Tier aufhält, dazu bildet die TVD die Grundlage für die Rückverfolgbarkeit der Tiere. Das ist vor allem bei Tierseuchen sehr wichtig. Auf der Ohrmarke selbst steht zum einen ein Ländercode, beispielsweise «CH» für die Schweiz und zum andern eine zwölfstellige Zahl, die nur einmal pro Land vergeben wird und eindeutig für das entsprechende Tier steht, ähnlich wie unsere Nummer auf der ID.
Nein – unsere Stiere tragen mit Sicherheit keine Schwanztoupets.
Er kommuniziert auf nonverbaler Basis mit den Stieren, also lediglich über die Körpersprache. Das braucht Erfahrung im Umgang mit Stieren, viel Übung und vor allem Freude an den Tieren.
Armon Fliri demonstriert an einer beef-Veranstaltung die Arbeit des Muniflüsterers mit einem Stier der Rasse Charolais. Geduld und Einfühlungsvermögen sind gefragt. (Foto: zVg)
Bei den Fleischrindern in der Schweiz ist es die Rasse Limousin.
Im Herdebuch von Mutterkuh Schweiz haben wir total 38 Rassen. Es gibt dort einige Kleinstpopulationen wie beispielsweise Gasconne, Gelbvieh, Bazadaise, Parthenaise, Shorthorn, Speckle Park oder Welsh Black.
Es gibt keine gesexten Stiere, aber bei der künstlichen Besamung gibt es von einigen Stieren gesexte Samendosen. Das bedeutet, dass der Landwirt wählen kann, ob er sich ein weibliches oder männliches Kalb wünscht. Das trifft dann nicht zu 100 Prozent zu, aber mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit.
Ja – das stimmt. Diese Stiere werden den Betrieben zum Belegen der Kühe gegen eine Leasinggebühr ausgeliehen.
Aufgrund der äusseren Geschlechtsorgane. Ein Stier hat einen Hodensack, Zitzen, aber kein entwickeltes Euter. Eine Kuh hat eine Vagina und ein entwickeltes Euter, zumindest wenn sie Milch gibt. Zudem sind die Stiere deutlich grösser und kräftiger gebaut als die Kühe.
Bei der künstlichen Besamung ist das tatsächlich so, da sucht die Landwirtin bei jeder Besamung den passenden Stier zur Kuh, die besamt werden soll, aus dem Stierenkatalog aus. Beim Natursprung hingegen entscheidet sich der Landwirt entweder an einer Auktion mit Hilfe des Auktionskatalogs für einen passenden Zuchtstier. Oder er wählt auf dem Betrieb einer Berufskollegin das passende Tier aus und deckt dann meist die gesamte Kuhherde oder zumindest einen grossen Teil der Herde mit diesem einen Stier.
Eine kleine Internetrecherche verrät Folgendes: Es bedeutet, eine Aufgabe offensiv anzugehen. Diese Redewendung war schon im 19. Jahrhundert gebräuchlich und sie besagt, dass man einen Stier, also im übertragenen Sinn ein Problem, dort anpacken soll, wo er seine beste Wehrkraft besitzt – also bei den Hörnern.
Mit Sicherheit einiges schneller als ein Mensch.
Sie haben eine tiefere Stimmlage.
Ein ausgewachsener Stier ist ein beeindruckendes Kraftpaket!
Stiere der Rasse Limousin sind in der Schweiz sehr verbreitet. (Foto: Daniela Hunger)
Wenn der Wolf leichtere Beute hat, wird er diese vorziehen.
Stiere per se sind nicht böse oder aggressiv. Sie können sehr ruhig und ausgeglichen sein. Aber innerhalb der Herde haben sie ihre Aufgaben. Zum einen sorgen sie für Nachwuchs, zum andern verteidigen sie bei Gefahr ihre Herde. Wenn eine Kuh brünstig ist, verteidigen sie ihre Angebetete gegen Vier- und Zweibeiner.
Armon Fliri-Lüthy bewirtschaftet zusammen mit seiner Frau Johanna den Biobetrieb Sonnenberg in Unterengstringen. Neben der Angus-Zucht-Herde gibt es auf dem Hof auch eine Pferdepension und einen Rebberg. Bei Mutterkuh Schweiz ist er als Präsident der Fleischrinderherdebuch-Kommission tätig. Zudem hat er sich einen Namen als Muniflüsterer gemacht.
Dieser Artikel erschien erstmal in der TIERWELT 15/2023.