In den Sommermonaten suchen sich die Angus von Reto und Käthi ihr Futter und Wasser auf den Alpweiden selbst.
Ich vertrete die Mutterkuhhaltenden unter anderem im Bauernverein Prättigau und bin deshalb angefragt worden, ob ich im OK der agrischa in Grüsch mitwirken möchte. Ich arbeite zudem als Berater für Mutterkuh Schweiz. Da ist es selbstverständlich, dass ich mich für eine vielfältige Rassenausstellung und generell für die Präsentation der Mutterkuhhaltung einsetze.
Mir haben die schwarzen Tiere schon immer sehr gut gefallen. Als ich den Betrieb von meinen Eltern übernahm, habe ich gänzlich auf die Rasse Angus umgestellt. Unsere Angus haben einen guten Charakter und gleichzeitig gute Muttereigenschaften. Sie sind gesund, fruchtbar und genügsam und können das Futter, das auf unserem Betrieb produziert wird, gut verwerten. Mein Ziel ist, dass ich kein Ergänzungsfutter zukaufen muss, sondern auf unseren Wiesen und Weiden schöne Natura-Beef produzieren kann.
Ich selbst werde keine Tiere ausstellen, aber die Rasse Angus wird natürlich vertreten sein – sogar doppelt.
Nein absolut nicht. Es werden Tiere von insgesamt 14 Mutterkuhrassen sowie Yaks an der agrischa zu sehen sein. Unter anderem auch die Siegerin der Swissopen 2023 der Rasse Hereford. Doch sie ist eben nicht die einzige Siegerin, die uns mit ihrer Präsenz beglückt. Arno Lietha, Schweizermeister und Vize-Europameister im Skitouren-Rennfahren, ist den ganzen Sonntag über anwesend und er bringt eben von seinem elterlichen Betrieb auch eine Angus-Kuh mit Kalb mit. Wir können ja nicht den schnellsten Mutterkuhbauer einladen ohne eine Kuh!
Oh, das Programm ist so vielfältig, dass es mir schwerfällt, etwas herauszupicken. Im Bereich der Mutterkühe sicher die Vorstellungen der verschiedenen Rassen und auch die Präsentation von Andrea Accola, zum Verhalten von Mutterkühen, wenn ihnen Mountainbiker oder Wanderer mit Hunden zu nahe kommen. Doch es lohnt sich auf jeden Fall auch, am Sonntag den Alpaufzug zu bewundern oder unsere Prättigauer Spezialität im Knödlizelt zu probieren. Es gibt Kinderattraktionen, eine Familienolympiade, Wettkämpfe in ausgefallenen Disziplinen wie Baumklettern oder Schrägzaunwettkampf, Oldtimer, Landmaschinen und verschiedene Tiere zum Bestaunen. da sind Rätsel zu lösen und Mutproben zu bestehen und vieles mehr. Es ist garantiert für jeden etwas dabei.
Nur zu Hause möglich, wo Reto und Käthi die Tiere genau kennen: So nah zu einer Mutterkuh rangehen und sogar das Kalb streicheln.
Meine 5-jährige Tochter hat schon festgestellt, dass der «Ätti» in letzter Zeit ständig am Telefon ist. Wir haben ihr versprochen, dass sie mit ihren Geschwistern an die agrischa kommen darf, um zu sehen, wofür die Telefonate waren. Meine Frau wird zudem ebenfalls als Helferin im Einsatz stehen. Die agrischa hält also unsere ganze Familie auf Trab.
Für mich gibt es keine Landwirtschaft ohne Herz. Mein Herzblut steckt in meiner täglichen Arbeit. Mein Herz schlägt für meine Tiere. Ich freue mich, das an der agrischa auch der nicht-landwirtschaftlichen Bevölkerung zeigen zu dürfen. Doch das Motto hat mich auch noch an etwas anderes erinnert. 2005 fand die agrischa – damals hiess sie noch Bündner Viehschau – ebenfalls in Grüsch statt. Wie der damalige Name schon sagte, standen damals die Vieh-Präsentationen, insbesondere die Milchkuh-Misswahlen im Zentrum. Als Mutterkuhbauer, wie ich damals schon einer war, stand man eher etwas im Abseits. Trotzdem habe ich mich an die Bar der Jungzüchter sozusagen in die Höhle des Löwen gewagt. Und dort habe ich meine Frau kennengelernt, die an der Bar arbeitete.
Ja genau. Wer hätte damals gedacht, dass mein Käthi - aus einer Milchwirtschaftsbetrieb-Familie stammende Tochter - und ich heute, 19 Jahre später, glücklich verheiratet sind und drei Kinder haben. Und noch viel weniger hätte man sich träumen lassen, dass die Haltung der «Chölli» (so wurden die schwarzen Tiere damals eher abschätzig in unserer Region genannt) einmal als die nachhaltigste und natürlichste Art der Fleischproduktion gelten würde.
Vor 20 Jahren war Mutterkuhhaltung noch nicht stark etabliert. Wer hätte gedacht, dass die Produktion von Natura-Beef heute als natürlichste und nachhaltigste Art der Fleischproduktion gilt?
Reto Roffler bewirtschaftet mit seiner Frau Käthi, den drei Kindern und unterstützt von seinen Eltern den Biohof Fantanaus in Pany. Der Betrieb umfasst 37 ha Dauerwiesen, rund 40% davon sind Biodiversitätsförderflächen und dienen dem ökologischen Ausgleich. Es werden 29 Mutterkühe mit Kälbern und einem Zuchtstier der Rasse Angus gehalten zur Produktion von Natura-Beef-Bio.
Zudem ist Reto als Berater für Mutterkuh Schweiz und Inspektor von beef control tätig. Sein Herz schlägt für die Familie, die Mutterkuhhaltung und seine Angus-Tiere.